Ernst Toller an Hermann Kesten
Dubrovnik, 1. Juli 1933, Fragment

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Original: Monacensia. Literaturarchiv und Bibliothek. München.

Pension Natalija
Dubrovnik Lapad
Jugoslavien
1.7.33

Teurer Kesten,

obwohl Sie hier nur 1,50 Mk. zu zweit brauchten und auch sehr gut essen könnten, und obwohl es hier seltener regnet als dort die Sonne scheint, begreife ich doch Ihre Gründe. Aber ich bin trotzdem traurig, dass Sie nicht kommen.

Der Verlag Allbert de Lange hat mir inzwischen geschrieben und ich sende Ihnen die Abschrift meiner Antwort. Erschrecken Sie nicht über meine hohe Forderung, ich glaube wirklich, dass der Verlag keine schlechten Geschäfte machen wird. Das Buch wird, wenn ich es noch einmal durchgearbeitet habe, eines meiner besten Bücher werden, es ist nicht unwichtig, man wird es auch im Ausland lesen. Schliesslich kann mir der Verlag ja noch immer seine Vorschläge machen, allzu sehr möchte ich mich nicht drücken lassen. Das schreibe ich Ihnen, denn ich weiss, dass ich in Ihrem Herzspitzchen einen Platz habe, that you make the best of it for me.

Ich komme gerade von Vorträgen in Sarajevo, Zagreb und Ljubljana zurück. Ich sprach über die verbrannte deutsche Literatur und natürlich auch über Sie. /Nach meiner Ansicht wäre es nicht allzu schwer einen jugoslavischen Verleger für Sie zu finden./

Man hat mich überall masslos verwöhnt. Ich schicke Ihnen eine Kritik. Inzwischen hat mir auch Landshoff geschrieben, er erwartet, dass ich ihm zuerst "Eine Jugend in Deutschland" anbiete. Ich habe ihm geantwortet, dass ich es gern täte, dass ich aber ohne konkrete Vorschläge mich nicht binden kann. Wir leben wohl vom lieben Gott aber nicht von der Luft. (deren Göttlichkeit ich gerade hier nicht leugnen will)

Sagen Sie, was ist eigentlich aus unseren Verträgen mit Kiepenheuer geworden? Existieren die noch? Haben wir nicht das Recht unsere alten Bücher neu herauszugeben? Kiepenheuer hörte, dass ich einen